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Somebody

Soziale Dating Plattformen führen dazu, dass sich Menschen immer weniger im normalen Leben kennenlernen. Für Menschen mit sozialen Ängsten sind sie eine Möglichkeit, zu kommunizieren und zuerst auf sicherer Distanz eine Beziehung aufzubauen. Aber sind sie wirklich sicher?

Soziale Dating Plattformen führen dazu, dass sich Menschen immer weniger im normalen Leben kennenlernen. Für Menschen mit sozialen Ängsten sind sie eine Möglichkeit, zu kommunizieren und zuerst auf sicherer Distanz eine Beziehung aufzubauen. Aber sind sie wirklich sicher?

Im neuen K-Drama „Somebody“ (Jeong Ji-Woo, 8 Episoden) wird das Daten auf einer solchen Plattform ein Tanz zwischen Beute und Jäger.

Eine junge begabte Entwicklerin Kim Sum (Kang Hae-Lim) erfindet eine KI, die auf Dating-Apps Menschen zu Wort kommen lässt, die am wenigsten sprechen oder ihre Posts oft löschen. Ihr Algorithmus spezialisiert sich auf die gelöschten Worte, und gibt den stillen, introvertierten Menschen Raum auf der Plattform. Sie nennt ihr Werk „Someone“. Ihre Idee wird von einer Unternehmerin an einem Wettbewerb entdeckt. Sie finanziert das Projekt, ändert den Namen und bald findet die App viele Nutzer. Sum arbeitet jetzt als Chefentwicklerin in dem aufstrebenden Unternehmen, hat ihr eigenes Büro und ein modern eingerichtetes Apartment. Ihr funktioneller Einrichtungsstil, die penible Ordnung, ihre Vorliebe sich schwarz oder weiss zu kleiden und ihre ausdruckslose Mimik sind alles Zeichen, die dem Zuschauer etwas über ihre Persönlichkeit aussagen wollen. Es ist kein Zufall, dass Sum diese App entwickelt hat. Sie hat eine Form des Asperger Syndroms und es fällt ihr schwer, Gesichter zu lesen, Emotionen zu erkennen und zu kommunizieren. Sum’s einzige Freundin ist die gelähmte Polizistin Yeong Gi-Eun (Kim Soo-Yeon). Gi-Eun zeigt ihr, wie man mit anderen kommuniziert und wie man sich als Frau verhält, wenn man einem Mann näher kommt.

Sum‘s bester Freund ist eine alte Gamekonsole, auf der sie „Someone“ entwickelt hat. Sie hat eine Vorliebe für alte Computer und Spielkonsolen, kann sie reparieren und jeden programmieren. Durch ihre App finden viele Paare ihre Liebe, aber sie ist auch in den Schlagzeilen, weil ein Serienmörder damit in Verbindung gebracht wird. Sum findet ein Muster eines Users und kommt ihm auf die Spur. So lernt sie den jungen Architekten Seong Yun-O (Young-Kwang Kim) kennen, den sie faszinierend findet und zugleich fürchtet. Der Zuschauer (Spoiler Alert) weiss schon, dass er der Gesuchte ist und die App benutzt, um Menschen zu täuschen, zu erniedrigen oder sogar zu töten.

Yun-O ist sehr gross und attraktiv, sein Gesichtsausdruck ist zugleich überheblich und gleichgültig und durch seine „Dahmer Brille“ hat er von Anfang an die Aura eines Psychopathen. Wenn Sum bei ihm zu Hause ist, sind die Bilder Blau, sie beobachtet alles, sein Reich, ihn, mit grossen unschuldigen Rehaugen. Er wirkt gefährlich, unberechenbar, alle Sehnen gespannt, als würde er sie jeder Zeit angreifen. Sie wirken wie Beute und Jäger. Aber wer langsam die Schichten zu Sum‘s Persönlichkeit geschält hat, denkt sich, dass die Rollen auch getauscht werden könnten.

Auch Gi-Eun geht über die App auf ein Date. Ihre Freundin Mok-Won (Kim Yong-Ji), eine junge Schamanin, träumt davon, dass Gi-Eun in Gefahr ist. Sie will sie warnen, doch es ist zu spät. So werden die Entwicklerin und ihre Freundinnen in einen Mordserie hineingezogen und begeben sich selber in Gefahr.

Dieses K-Drama ist ein spannender Thriller. Die Persönlichkeiten sind sehr gut gespielt. Die Blau-, Rot- und Grün-Filter verleihen den Szenen, in denen Romantik oder Gewalt vorkommt, etwas Surreales.

Manchmal wirkt es wie ein Kunstwerk. Anders als in üblichen K-Dramas zeigen die Schauspieler mehr Haut, aber durch die Farbfilter wirkt es immer noch sinnlich. Das Drama zeigt die dunklen Abgründe der Menschen, aber auch ihrer Einsamkeit und ihren Wunsch nach Wärme. Bestimmt hinterfragt es auch die Art und Weise, wie sich Menschen auf Dating-Apps kennenlernen und wie „ungefiltert“ sie einem völlig Fremden vertrauen. Das ist vielleicht auch der Grund, wieso die Macher bei diesem Thema mit „Nacktheit“ gearbeitet haben. Wenn der Mensch seine Kleidung abwirft, hat er symbolisch keine Rüstung mehr. Er wird verletzlich und das einzige, was ihm in diesem Moment bleibt, ist der zarte Kokon des Vertrauens.

„Somebody“ Ending erklärt.

Am Anfang der Serie tötet Sum eine schwerverletzte Katze vor ihrem Apartment. Sie leidet mit dem Tier, teilt es der Polizei mit, doch niemand reagiert wirklich. Sie kommuniziert über ihre App mit einem User, der sie motiviert, das Richtige zu tun. Sum weiss in diesem Moment schon, dass er der Gesuchte sein könnte.

Sum, die „Someone“ entwickelt hat, um „Jemanden“ zu begegnen, der sie versteht, findet mit

Yun-O einen Menschen, der ihr Anderssein und ihre dunklen Gedanken versteht. Sum fühlt sich vom dunklen Wesen von Yun-O angezogen. Trotzdem endet die Serie damit, dass sie den tötet, den sie liebt. Yun-O liebt Sum, weil sie ehrlich und tiefgründig ist. In seinen Augen ist sie ein unschuldiges Wesen, weit weg von der Oberflächlichkeit und Eitelkeit, die er bei anderen Frauen hasst. Am Schluss, als die Polizei und die Unternehmerin, die durch ihre Daten, ihn mit den Deep-Fake-Videos von Yun-Os Opfern jagt, sagt er Sum, wenn er sie früher kennengelernt hätte, wäre alles anders gekommen. Nun empfindet der Zuschauer sogar Mitleid mit dem Mörder.

Er kauft für Sum und sich ein verlassenes Firmengebäude im Wald und installiert in einer Halle einen Raum genau nach Sum’s Geschmack. Er bittet sie um ein Treffen. Sie täuscht die Polizei und Gi-Eun, die sie beschatten, indem sie ihr Handy in ein Taxi legt. Mok-Won teilt sie indirekt mit, was sie vorhat, indem sie ihr die Daten von Yun-O gibt, um seine Zukunft zu lesen. Yun-O wartet in Sum’s Raum auf sie. Sum zieht ihm von hinten mit der Rasierklinge, die er ihr geschenkt hat, über die Augen und die Kehle. Er verblutet, indem er ihr am Handy, auch ein Deep-Fake-Video von Sum, immer wieder sagt, dass er sie liebt. Mok-Won holt Sum ihm Wald mit der Vespa ab.

Ist nun Sum eine Psychopathin wie Yun-O? Der Unterschied zwischen ihren Taten ist, dass Sum zwar auch tötet, aber ihre Motive sind Selbstschutz und Gnade. Sie tötet die Katze, um sie zu erlösen.

Dasselbe macht sie mit Yun-O. Einen Vergewaltiger tötet sie aus Selbstschutz. Sie versucht sich auch vom Dunklen zu lösen, indem sie Mok-Won ihre Messer übergibt und sie bittet, sie durch ein Ritual zu befreien. Die Anziehung zu Yun-O bleibt aber bestehen. Obwohl ihre Freundinnen sie vor Yun-O warnen, schützt sie ihn. Erst als ihre Gamekonsole, die sie wiederhergestellt hat, nachdem Yun-O sie nach einem Chat zerstört hat, ihr Bilder von seinem Gewaltakt zeigt, und sie fragt, was das ist, sieht sie Yun-O mit anderen Augen. Sums bester Freund bleibt bis am Schluss die Gamekonsole mit der installierten KI „Someone“.